Sei realistisch und glaub an Wunder! Es war ein kalter, verregneter Dezemberabend, als in einer kleinen Schneiderei das Licht bis spät in die Nacht brannte. Das Team, erschöpft und ausgelaugt, saß um den großen Holztisch im Arbeitsraum. Die Fenster waren beschlagen und in der Luft lag eine Mischung aus Kaffee und Müdigkeit.
„Wir brauchen mehr Hände, mehr Köpfe.", "Mehr Zeit!" "Oder besser: ein Wunder!“, seufzte die erste Schneiderin und lehnte sich erschöpft zurück. Die anderen nickten stumm. Die Projekte häuften sich, die Anfragen von Kunden rissen nicht ab, und die Ressourcen reichten bei weitem nicht aus. Es fühlte sich an, als ob sie auf einem sinkenden Schiff versuchten, die Löcher mit bloßen Händen zu stopfen.
An diesem Abend beschlossen sie, eine Liste zu schreiben – eine Liste ihrer Wünsche. Nicht für Geschenke oder Urlaub, sondern für das, was sie wirklich brauchten: mehr Mitarbeitende, bessere Kommunikation miteinander, klarere Prozesse und die Fähigkeit, bei all dem Chaos nicht sich selbst zu verlieren.
Mit einem melancholischen Lächeln legte die erste Schneiderin die Liste in die Mitte des Tisches als plötzlich ein Windstoß durch den Raum fegte. Die Fensterläden klapperten und die Kerze in der Mitte des Tisches erlosch – dann wurde es still. Und sie warteten... doch nichts geschah. Das wäre ja auch ein Wunder gewesen. So beschlossen alle nach Hause zu gehen und ein wenig zu schlafen, um am Tag darauf gestärkt ans Werk zu gehen.
Am nächsten Morgen erwachte die erste Schneiderin ungewöhnlich ausgeruht. Sie kam in die Nähstube und traute ihren Augen nicht: Die Liste, die sie am Abend zuvor geschrieben hatten, lag offen auf dem Tisch, aber die Worte darauf hatten sich verändert. Statt „mehr Mitarbeitende“ stand dort: „Sei Du selbst die Veränderung.“ Statt „bessere Strukturen“: „Beginne mit einem ersten Schritt.“
Die Veränderung war subtil, doch spürbar. Im Laufe des Tages begann sich die Stimmung im Team zu wandeln. Es war, als ob jede:r Einzelne für einen Moment innehielt und fragte: „Was kann ich beitragen?“ Und plötzlich konnten alle spüren, dass das Wunder gesehen war:
Ein Schneider, der sich immer im Hintergrund gehalten hatte, bot an, ein längst überfälliges Training zur Selbstfürsorge zu organisieren. Eine andere Schneiderin, die sonst still arbeitete, schlug vor, eine Systemische Strukturaufstellung zu machen, um die Herausforderungen besser zu verstehen. Die Spannungen, vor denen alle zurückgeschreckt waren, fanden plötzlich eine Entwicklung – offen und respektvoll.
Innerhalb weniger Wochen veränderte sich alles. Das Team war nicht nur widerstandsfähiger geworden, sondern hatte begonnen, über sich selbst hinauszuwachsen. Sie schufen neue Prozesse, stärkten einander und brachten die gemeinsame Aufgabe auf Kurs.
Und so geschah es, dass das Wunder der Veränderung nicht von außen kam, sondern aus ihnen selbst. Sie lebten fortan nach dem Motto: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“, so, wie Mahatma Gandhi vor vielen Jahren schon sagte.
Für Sie einen WUNDERvolle Adventszeit. Mit herzlichen Grüßen Andrea Taher |